Publikation zur Ausstellung der Studierenden der kunstpädagogischen Studiengänge der Klasse Prof. Stella Geppert vom 25. April bis 10. Mai 2014 in der Oleariusstraße 9 in Halle. Die Publikation umfasst ein Plakat und eine Broschüre. Das Plakat zeigt Fotografien der künstlerischen Arbeiten, die in der Broschüre durch Texte zu den ausgestellten Arbeiten, Hintergrundinformationen zur Entstehung der […]
Tag Archives: #2014
Streifzüge
Vermittlungsprogramm zu ‚Per Faltung ins Gebiet‘
Auf unseren Streifzügen, dem Vermittlungsprogramm zur Klassenausstellung per faltung ins gebiet, schaffen wir Erfahrungsräume für die Teilnehmenden. Jede/r VermittlerIn schreibt ausgehend von der eigenen künstlerischen Position ein Konzept, nach dem er/ sie in Orientierung an die gemeinsame Leitlinie im öffentlichen Raum arbeitet.
Mit dem, was in den einzelnen Situationen erfahren wurde, gehen die Gruppen in die Ausstellung, in der ein Bezug zu den Arbeiten hergestellt werden kann. Der Ausstellungsbesuch folgt also der Vermittlung, nicht andersherum.
Leitfaden
Leitlinie
Die Vermittlung in der Klassenausstellung basiert auf der Erfahrung. Ausgehend von den in der Ausstellung gezeigten Arbeiten wollen wir Situationen entwickeln, in denen zentrale Momente der künstlerischen Positionen wahrgenommen werden können. Dabei beschreibt die Vermittlung eine Bewegung „von innen nach außen nach innen“, d.h. die künstlerischen Arbeiten werden als Ausgangspunkt für die Konzeption vermittlerischer Formate betrachtet, in denen wir mit Menschen aus dem Umfeld zusammenarbeiten möchten, um anschließend mit einem geschärften Blick zurück in die Ausstellung zu gehen. Wir nennen diese Formate Streifzüge. Die Angebote sind offen für alle, auch wenn wir im Vorfeld konkrete Zielgruppen ansprechen. Als VermittlerInnen wollen wir den Rahmen für individuelles oder kollektives Handeln schaffen, in dem Erfahrung möglich wird. Es geht weder um ein Produkt, noch um monologisches Referieren über die Ausstellung. Vielmehr wird das Prozesshafte und Dialogische betont und die Wissenshierarchie zwischen VermittlerInnen und TeilnehmerInnen möglichst aufgehoben. Auch wir machen Erfahrungen als VermittlerInnen und KünstlerInnen.
Streifzüge
Auf unseren Streifzügen schaffen wir Erfahrungsräume für die TeilnehmerInnen. Jede/r VermittlerIn schreibt ausgehend von der eigenen künstlerischen Position ein Konzept, nach dem er/ sie in Orientierung an die gemeinsame Leitlinie arbeitet. Auf den Streifzügen werden von VermittlerInnen und TeilnehmerInnen Schutzüberzüge über den Schuhen getragen, was Vermittlung erkennbar machen und die Gruppenzugehörigkeit stärken soll. Mit dem, was in den einzelnen Situationen erfahren wurde, gehen die Gruppen in die Ausstellung, in der ein Bezug zu den Arbeiten hergestellt werden kann. Der Ausstellungsbesuch folgt also der Vermittlung, nicht andersherum.
Verweilen
Der Ausstellungsraum ist nicht nur Ausstellungsraum, sondern sozialer Raum zugleich. Verteilt auf beiden Etagen soll es die Möglichkeit geben, zu verweilen. Auf halber Fläche zwischen den Ausstellungsflächen gibt es eine Sitzgruppe mit Kaffee und Tee, dort kann jede/r eine Pause machen, ein Getränk zu sich nehmen und ins Gespräch kommen.
Ping-Pong
Innerhalb der Ausstellung soll es die Möglichkeit geben, konkrete Fragen oder Anmerkungen auf blanko-Postkarten zu notieren, die, versehen mit der eigenen Adresse, in einen Briefkasten gesteckt werden können, der sich am Ausgang der Ausstellung befindet. Wir leiten die Postkarten an die Personen innerhalb der Klasse weiter, die entweder selbst angesprochen oder geeignet sind, sie zu beantworten. Die Karten werden dann beantwortet an die BesucherInnen zurückgesendet.
Zum einen sollen so die Erfahrungen, die mitteilsame BesucherInnen in der Ausstellung machen, aufgefangen und ernst genommen werden. Zum anderen reicht die Ausstellung auf auf diese Weise in die Wohnräume der BesucherInnen hinein und ermöglicht so einen nachhaltigen, aber unaufdringlichen Dialog zwischen KünstlerInnen und BesucherInnen.
Dokumentation
Was auf den Streifzügen passiert, soll schriftlich und fotografisch dokumentiert werden und im Ausstellungskatalog Platz finden. So werden die Vermittlungsergebnisse zwar nicht in der Ausstellung berücksichtigt – vor allem, um den Druck zu vermeiden, überhaupt zu einem sichtbaren Ergebnis zu kommen –, aber dennoch als wichtiger Teil in den Ausstellungszusammenhang eingegliedert.
Die Vermittlung in der Klassenausstellung basiert auf der Erfahrung. Ausgehend von den in der Ausstellung gezeigten Arbeiten wollen wir Situationen entwickeln, in denen zentrale Momente der künstlerischen Positionen wahrgenommen werden können. Dabei beschreibt die Vermittlung eine Bewegung „von innen nach außen nach innen“, d.h. die künstlerischen Arbeiten werden als Ausgangspunkt für die Konzeption vermittlerischer Formate betrachtet, in denen wir mit Menschen aus dem Umfeld zusammenarbeiten möchten, um anschließend mit einem geschärften Blick zurück in die Ausstellung zu gehen. Wir nennen diese Formate Streifzüge. Die Angebote sind offen für alle, auch wenn wir im Vorfeld konkrete Zielgruppen ansprechen. Als VermittlerInnen wollen wir den Rahmen für individuelles oder kollektives Handeln schaffen, in dem Erfahrung möglich wird. Es geht weder um ein Produkt, noch um monologisches Referieren über die Ausstellung. Vielmehr wird das Prozesshafte und Dialogische betont und die Wissenshierarchie zwischen VermittlerInnen und TeilnehmerInnen möglichst aufgehoben. Auch wir machen Erfahrungen als VermittlerInnen und KünstlerInnen.
Streifzüge
Auf unseren Streifzügen schaffen wir Erfahrungsräume für die TeilnehmerInnen. Jede/r VermittlerIn schreibt ausgehend von der eigenen künstlerischen Position ein Konzept, nach dem er/ sie in Orientierung an die gemeinsame Leitlinie arbeitet. Auf den Streifzügen werden von VermittlerInnen und TeilnehmerInnen Schutzüberzüge über den Schuhen getragen, was Vermittlung erkennbar machen und die Gruppenzugehörigkeit stärken soll. Mit dem, was in den einzelnen Situationen erfahren wurde, gehen die Gruppen in die Ausstellung, in der ein Bezug zu den Arbeiten hergestellt werden kann. Der Ausstellungsbesuch folgt also der Vermittlung, nicht andersherum.
Verweilen
Der Ausstellungsraum ist nicht nur Ausstellungsraum, sondern sozialer Raum zugleich. Verteilt auf beiden Etagen soll es die Möglichkeit geben, zu verweilen. Auf halber Fläche zwischen den Ausstellungsflächen gibt es eine Sitzgruppe mit Kaffee und Tee, dort kann jede/r eine Pause machen, ein Getränk zu sich nehmen und ins Gespräch kommen.
Ping-Pong
Innerhalb der Ausstellung soll es die Möglichkeit geben, konkrete Fragen oder Anmerkungen auf blanko-Postkarten zu notieren, die, versehen mit der eigenen Adresse, in einen Briefkasten gesteckt werden können, der sich am Ausgang der Ausstellung befindet. Wir leiten die Postkarten an die Personen innerhalb der Klasse weiter, die entweder selbst angesprochen oder geeignet sind, sie zu beantworten. Die Karten werden dann beantwortet an die BesucherInnen zurückgesendet.
Zum einen sollen so die Erfahrungen, die mitteilsame BesucherInnen in der Ausstellung machen, aufgefangen und ernst genommen werden. Zum anderen reicht die Ausstellung auf auf diese Weise in die Wohnräume der BesucherInnen hinein und ermöglicht so einen nachhaltigen, aber unaufdringlichen Dialog zwischen KünstlerInnen und BesucherInnen.
Dokumentation
Was auf den Streifzügen passiert, soll schriftlich und fotografisch dokumentiert werden und im Ausstellungskatalog Platz finden. So werden die Vermittlungsergebnisse zwar nicht in der Ausstellung berücksichtigt – vor allem, um den Druck zu vermeiden, überhaupt zu einem sichtbaren Ergebnis zu kommen –, aber dennoch als wichtiger Teil in den Ausstellungszusammenhang eingegliedert.
Rückblick: Vermittlungsprogramm
Streifzüge
Die Vermittlung in der Ausstellung "per faltung ins gebiet" basiert auf der eigenen Erfahrung. Ausgehend von den künstlerischen Arbeiten werden Situationen entwickelt, in denen zentrale Momente der künstlerischen Positionen wahrgenommen werden können. Passantinnen und Passanten des Umfeldes werden zur Zusammenarbeit eingeladen, um anschließend mit einem geschärften Blick zurück in die Ausstellung zu gehen.
Das Blaue vom Himmel / Sarah Kaiser
Freitag, 02.05., 11 – 13 Uhr
Freitag, 09.05., 11 – 13 Uhr
Wir beobachten und untersuchen malerisch den Himmel über dem Hallmarkt. Welchen Himmel sehen wir? Wir sammeln unsere Himmel und finden ihre eigene Ordnung.
Glockenschritte / Yommana Klüber
Sonntag, 04.05., 10:50 Uhr
Mittwoch, 07.05., 14:50 Uhr
Ich möchte Sie und Euch dazu einladen, gemeinsam mit mir den Marktplatz zu beschreiten. Der Glockenschlag des Roten Turms wird uns dabei den Takt anweisen.
zusammen-gefaltet / Carola Sachs
Freitag, 25.04., 11 – 13 Uhr
Samstag, 03.05., 11 – 13 Uhr
Lesung am Sonntag, 04.05., 18 – 19 Uhr
Durch ein kollektives Faltspiel rund um die Oleariusstraße entstehen gemeinsame, „zufällige“ Texte/Geschichten/Gedichte, die im Rahmen einer Lesung in der Ausstellung präsentiert werden.
zwischen den Füßen und über dem Kopf / Alexandra Stein
Sonntag, 27.04., 10 - 12 Uhr
Dienstag, 06.05., 10:30 – 12 Uhr
Ich möchte mit euch die Tiere auf dem Markt entdecken und beobachten.Wir verfolgen die Pfade der Tiere und machen diese mit Kreide sichtbar.
"per faltung ins gebiet"
Oleariusstraße 9 / 06108 Halle (Saale)
Öffnungszeiten täglich von 11:00 Uhr – 19:00 Uhr (außer Montags)
Eintritt und Teilnahme an den "Streifzügen" sind kostenfrei
Finissage am 10.05.2014 um 18.00 Uhr
Die Vermittlung in der Ausstellung "per faltung ins gebiet" basiert auf der eigenen Erfahrung. Ausgehend von den künstlerischen Arbeiten werden Situationen entwickelt, in denen zentrale Momente der künstlerischen Positionen wahrgenommen werden können. Passantinnen und Passanten des Umfeldes werden zur Zusammenarbeit eingeladen, um anschließend mit einem geschärften Blick zurück in die Ausstellung zu gehen.
Das Blaue vom Himmel / Sarah Kaiser
Freitag, 02.05., 11 – 13 Uhr
Freitag, 09.05., 11 – 13 Uhr
Wir beobachten und untersuchen malerisch den Himmel über dem Hallmarkt. Welchen Himmel sehen wir? Wir sammeln unsere Himmel und finden ihre eigene Ordnung.
Glockenschritte / Yommana Klüber
Sonntag, 04.05., 10:50 Uhr
Mittwoch, 07.05., 14:50 Uhr
Ich möchte Sie und Euch dazu einladen, gemeinsam mit mir den Marktplatz zu beschreiten. Der Glockenschlag des Roten Turms wird uns dabei den Takt anweisen.
zusammen-gefaltet / Carola Sachs
Freitag, 25.04., 11 – 13 Uhr
Samstag, 03.05., 11 – 13 Uhr
Lesung am Sonntag, 04.05., 18 – 19 Uhr
Durch ein kollektives Faltspiel rund um die Oleariusstraße entstehen gemeinsame, „zufällige“ Texte/Geschichten/Gedichte, die im Rahmen einer Lesung in der Ausstellung präsentiert werden.
zwischen den Füßen und über dem Kopf / Alexandra Stein
Sonntag, 27.04., 10 - 12 Uhr
Dienstag, 06.05., 10:30 – 12 Uhr
Ich möchte mit euch die Tiere auf dem Markt entdecken und beobachten.Wir verfolgen die Pfade der Tiere und machen diese mit Kreide sichtbar.
"per faltung ins gebiet"
Oleariusstraße 9 / 06108 Halle (Saale)
Öffnungszeiten täglich von 11:00 Uhr – 19:00 Uhr (außer Montags)
Eintritt und Teilnahme an den "Streifzügen" sind kostenfrei
Finissage am 10.05.2014 um 18.00 Uhr
Alexandra Stein – zwischen den Füßen und über dem KopfStreifzug, 27.04.12 Teilnehmerinnen: 3 Wir trafen uns vor dem Eingang der Ausstellung. Ich erklärte was ich mit den Teilnehmerinnen machen will. „ Ich beschäftige mich mit Natur und der Darstellung dessen, dabei ist mir und anderen aufgefallen dass ich der Natur und ihren Lebewesen gegenüber sehr […]
Abbiegen in das Links von gestern
Anlässlich des Jubiläumsjahres von Halle-Neustadt rahmten die Themen ‚Gehen‘ und ‚Imagination‘ die Lehrveranstaltung „Körper- und Raumkonzepte“, im Sommersemester 2014. ‚Gehen’ und ‚Imaginieren sind zuerst einmal zwei gegensätzliche Tätigkeiten. Sie werden jeweils mit unterschiedlichen Raumatmosphären gedanklich verknüpft. Beide Tätigkeiten sind äußerst aktiv und setzen unterschiedliche Gestaltungsprozesse frei. (weitere Informationen siehe unterer ‚Textbeitrag’)
Textbeitrag
Abbiegen in das Links von gestern [1] / Stella Geppert
Anlässlich des Jubiläumsjahres von Halle-Neustadt rahmten die Themen Gehen und Imagination die Lehrveranstaltung „Körper- und Raumkonzepte“[2], die ich im Sommersemester 2014 mit einem Teil von Studierenden meiner Klasse durchführte. Gehen und Imaginieren sind vorerst einmal zwei gegensätzliche Tätigkeiten. Sie werden jeweils mit unterschiedlichen Raumatmosphären gedanklich verknüpft. Wenn wir uns selbst gehend vorstellen, denken wir räumlich anders als während des Imaginierens. Beide Tätigkeiten sind äußerst aktiv und setzen unterschiedliche Gestaltungsprozesse frei.
Gehen ist gerichtet. Da, wo unsere Beine sind, sind wir auch in der Regel vor Ort und durchdringen den konkreten Raum haftend mit den Füssen auf dem Boden. Parks, Einkaufzentren, Arkaden, Boulevards, Umgebungstrassen und Strandpromenaden sind Stätten unterschiedlicher Gangarten. Feine Beobachtungen und kinetische Empfindungsgaben zeigen uns die Verbindung von Beingesten und den gebauten urbanen Landschaften auf. Körperhaltungen werden durch architektonische Setzungen motiviert. Gehbewegungen, ob allein oder in der Menge, geben und gaben eine Anleitung zur aktiven Mitgestaltung von Urbanität. Vom Flaneur bis zum Situationisten sind Gangformen Lesarten von und Impulsgeber für Veränderungen und Gestaltung von Urbanen und sozialen Räumen.
Imaginieren ist meist eine stille Handlung. Sie kann zeit- und richtungslos und ortsungebunden sein. Die Imagination folgt, wenn sie frei ist, weder einer logischen noch einer klaren räumlichen Orientierung.
Sie ermöglicht es uns, Gesellschaften und Lebensformen in ungewöhnlicher Qualität vor unserem inneren Auge auszumalen. Sie ist der Realität sehr fern und nah zu gleich. Beim Imaginieren werden Bilder gedanklich gefasst und können von ihren Kontexten gelöst verarbeitet werden.
Die Lehrveranstaltung führte ich in kurzen Einführungsworkshops zusammen mit Martin Nachbar (Tänzer und Choreograph) und Alfonso Rituerto (Zauberer) ein. Nachbar sensibilisierte die Studierenden durch Aufmerksamkeitsstudien für alltägliche Gangarten und deren Gestik im Raum. „Nach Elizabeth Grosz ist die erste Geste der Kunst eine architektonische: Durch die Errichtung eines (Fuß)Bodens werden z. B. bestimmte Eigenschaften der Erde wie Schwerkraft und Abstoßung hervorgehoben, die u. a. zum Auftauchen des Tanzes führen.“[3]
Alfonso Rituerto ließ unmögliche Welten in der Realität entstehen, um durch Aufdecken und Verhüllen die Kraft der magischen Atmosphäre entfalten zu können. Rituerto schreibt: „Die Magie liegt in einem Ort, in dem die Abwesenheit von Grenzen regiert. Sie stellt sich als unendlich dar. Die Unendlichkeit der Magie ist aber keine räumliche Unendlichkeit: Sie ist die Unendlichkeit als die Verweigerung des Begrenzten.“[4]
Yommana Klüber führte eine lyrische Ortsbegehung in Betontauben durch, in dem sie rückwärts über das von allen Seiten einsehbare Parkdeck im Zentrum von Halle-Neustadt schritt. Ihr gesprochener Text beschreibt eine Phantasievorstellung vom Parkdeck als Ort der ursprünglichen Natur. Die Beiwohnenden der Performance kamen ihr langsam entgegen, während sie dem Raum zu entschwinden schien. Ihre Ansprache hallte bis in die oberen Stockwerke der umliegenden Hochhäuser. Innerhalb des Parkhauses marschierte auch Sara Marienfeld während ihrer Aktion und stoppte kurz an den jeweiligen Parkplatzkojen. Dort sprach sie befehlstonartig die jeweilige Parkplatznummer aus. Als wolle sie das verschwundene „Autoregiment“ wachrufen, schallten die Zahlen in den auto- und menschenleeren Raum zurück. Die präzise Kameraeinstellung Parkhaus 104-747 zeigt ihre Person in den immer gleichen Etagen kleiner und größer werden. In Hoffnungsträger projizieren Marie Neumann und Laura Stach auf die Fassade der mittleren Hochhausscheibe im werbeüblichen Großleinwandformat einen 30-minütigen Film über den Bau eines Kartenhauses, das immer wieder einzubrechen droht und als Sisyphusarbeit erscheint. Innerhalb der Projektion entsprechen sich die Spielkarten und die Plattengröße proportional und stellen auf eine humorvolle Weise die Analogie zu Aufbau und Zerfall her. In der Arbeit Trampelpfade – Auf den Spuren Halle-Neustadts bestreute Kristina Kramer die von ihr entdeckten Schleichwege mit fremdartig wirkendem Pulver. Die intuitive „Gestaltung“ beschreibt sie wie folgt: „Das Geheimnisvolle der Trampelpfade liegt unter anderem darin, dass voneinander unabhängige BewohnerInnen zunächst individuelle, nicht vorgesehene Abkürzungen nehmen und so mit der Zeit durch kollektives Nachahmen Trampelpfade entstehen. Dem Zauberhaften liegt zugleich etwas Anonymes wie auch Vertrautes und Verbindendes zugrunde. Das farbige Pulver auf den Wegen macht eine einzelne Begehung sichtbar und erinnert daran, dass jeder Mensch eine Spur hinterlässt, die zunächst unsichtbar bleibt und nur mit der Zeit und der Vielzahl an Begehungen auf scheinbar magische Weise einen Trampelpfad entstehen lässt.“ Lea Bruns folgt einer Hausfassade und testet die Möglichkeit, diese körperlich zu begreifen. In Fassadenlauf oder 385 Meter unternimmt sie den Versuch, das längste Wohnhaus der DDR (‚Block 10‘) zu umfassen. Man sieht, wie sie ihren Körper an das für 2.500 Bewohner angelegte Gebäude anschmiegt. Konzeptionell als eine Umarmung angelegt, wird jedoch eine reptilienartige, körperuntypische Bewegungsformation sichtbar. Der Abrieb des Körpers ist an der überdimensionalen Masse hörbar. Das dabei erzeugte Geräusch steht im Kontrast zur privaten Geräuschkulisse der Wohnanlage. Die Arbeit von Matthias Schützelt bezieht sich auch auf eine geschlossen angelegte Wohneinheit. Er implantiert eine in ihre Einzelteile zerstückelte Textpassage aus dem Buch Der geteilte Himmel von Christa Wolf in die inzwischen verwaisten Klingelschilder des vom Leerstand geprägten ehemaligen Block 167, Aufgang 2. Die Namen der Bewohner können als Teil dieser Prosa oder aber als Namen neu Hinzugezogener gelesen werden. Die zugleich poetische und minimalistische Arbeit eröffnet einen neuen Horizont des Möglichen zur Überwindung von Gegenwärtigem. Mit einem anderen Verschlüsselungsprinzip agiert Sara Marienfeld entlang der Fußgängerpassage. In Geheimnisse setzt sie eigene Botschaften mittels einer von ihr erfundenen Geheimschrift den Blicken der Passanten aus. Die Schriftblöcke wirken wie ein Manifest oder ein Bekenntnis. Von allen Seiten einsehbar bleibt der Code jedoch verborgen und trotzt dem für Observation prädestinierten Stadtraum. Eine weitere künstlerische Arbeit von Thomas Kirchner, Unten und Oben, reiht sich im Sinne einer Aufmerksamkeitsstudie in den Lebensalltag ein. Um den Anschein von Rechtmäßigkeit des Eindringens in ein fremdes Gebäude zu erzeugen, werden geladene Gäste des Spazierganges zwischen „unten auf der Straße“ und „oben auf dem Dach“ mit leuchtenden Warnwesten ausgestattet. Barrierefreies Gleiten zwischen privaten und öffentlichen Boden- und Luftraum relativiert die Dimension der Planstadt. Das konkrete Agieren im Raum und die Vorstellung von Raum wechselten sich in der künstlerischen Auseinandersetzung ab. Das Spezifische von Halle-Neustadt wird an den Grenzen des Sichtbaren erlebbar gemacht. Über das Wechselspiel der „Vorstellung von“ und dem direkten „Vollzug in“ wird versucht, die Besonderheit der Stadt wie eine atmosphärisch aufgeladene Bestandsaufnahme zu fassen, so dass die Vorstellung von Halle-Neustadt eine Krümmung erfährt und das Morgen schon früher längs war.
Dieser Text ist erschienen in: „Wie wollen wir leben. 50 Jahre Halle-Neustadt“, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, 2014
[1] Der Titel zu dem Text ist im Rahmen der Klassenausstellung „per faltung ins gebiet“ von Studierenden der Klasse erfunden. [2] „Körper- und Raumkonzepte“ bildet einen Bereich der künstlerischen Praxis, den ich in den kunstpädagogischen Studiengängen der Burg Giebichenstein entwickelte und unterrichte. Er führt die Studierenden an architektonische, soziale und kommunikative Felder des öffentlichen Raumes heran und erprobt künstlerisches Arbeiten durch performatives Handeln. [3] Aus dem Konzept von Martin Nachbar, Email vom 6.9.2014 [4] Aus dem Logbuch von Alfonso Rituerto vom 15.9.2014
Anlässlich des Jubiläumsjahres von Halle-Neustadt rahmten die Themen Gehen und Imagination die Lehrveranstaltung „Körper- und Raumkonzepte“[2], die ich im Sommersemester 2014 mit einem Teil von Studierenden meiner Klasse durchführte. Gehen und Imaginieren sind vorerst einmal zwei gegensätzliche Tätigkeiten. Sie werden jeweils mit unterschiedlichen Raumatmosphären gedanklich verknüpft. Wenn wir uns selbst gehend vorstellen, denken wir räumlich anders als während des Imaginierens. Beide Tätigkeiten sind äußerst aktiv und setzen unterschiedliche Gestaltungsprozesse frei.
Gehen ist gerichtet. Da, wo unsere Beine sind, sind wir auch in der Regel vor Ort und durchdringen den konkreten Raum haftend mit den Füssen auf dem Boden. Parks, Einkaufzentren, Arkaden, Boulevards, Umgebungstrassen und Strandpromenaden sind Stätten unterschiedlicher Gangarten. Feine Beobachtungen und kinetische Empfindungsgaben zeigen uns die Verbindung von Beingesten und den gebauten urbanen Landschaften auf. Körperhaltungen werden durch architektonische Setzungen motiviert. Gehbewegungen, ob allein oder in der Menge, geben und gaben eine Anleitung zur aktiven Mitgestaltung von Urbanität. Vom Flaneur bis zum Situationisten sind Gangformen Lesarten von und Impulsgeber für Veränderungen und Gestaltung von Urbanen und sozialen Räumen.
Imaginieren ist meist eine stille Handlung. Sie kann zeit- und richtungslos und ortsungebunden sein. Die Imagination folgt, wenn sie frei ist, weder einer logischen noch einer klaren räumlichen Orientierung.
Sie ermöglicht es uns, Gesellschaften und Lebensformen in ungewöhnlicher Qualität vor unserem inneren Auge auszumalen. Sie ist der Realität sehr fern und nah zu gleich. Beim Imaginieren werden Bilder gedanklich gefasst und können von ihren Kontexten gelöst verarbeitet werden.
Die Lehrveranstaltung führte ich in kurzen Einführungsworkshops zusammen mit Martin Nachbar (Tänzer und Choreograph) und Alfonso Rituerto (Zauberer) ein. Nachbar sensibilisierte die Studierenden durch Aufmerksamkeitsstudien für alltägliche Gangarten und deren Gestik im Raum. „Nach Elizabeth Grosz ist die erste Geste der Kunst eine architektonische: Durch die Errichtung eines (Fuß)Bodens werden z. B. bestimmte Eigenschaften der Erde wie Schwerkraft und Abstoßung hervorgehoben, die u. a. zum Auftauchen des Tanzes führen.“[3]
Alfonso Rituerto ließ unmögliche Welten in der Realität entstehen, um durch Aufdecken und Verhüllen die Kraft der magischen Atmosphäre entfalten zu können. Rituerto schreibt: „Die Magie liegt in einem Ort, in dem die Abwesenheit von Grenzen regiert. Sie stellt sich als unendlich dar. Die Unendlichkeit der Magie ist aber keine räumliche Unendlichkeit: Sie ist die Unendlichkeit als die Verweigerung des Begrenzten.“[4]
Yommana Klüber führte eine lyrische Ortsbegehung in Betontauben durch, in dem sie rückwärts über das von allen Seiten einsehbare Parkdeck im Zentrum von Halle-Neustadt schritt. Ihr gesprochener Text beschreibt eine Phantasievorstellung vom Parkdeck als Ort der ursprünglichen Natur. Die Beiwohnenden der Performance kamen ihr langsam entgegen, während sie dem Raum zu entschwinden schien. Ihre Ansprache hallte bis in die oberen Stockwerke der umliegenden Hochhäuser. Innerhalb des Parkhauses marschierte auch Sara Marienfeld während ihrer Aktion und stoppte kurz an den jeweiligen Parkplatzkojen. Dort sprach sie befehlstonartig die jeweilige Parkplatznummer aus. Als wolle sie das verschwundene „Autoregiment“ wachrufen, schallten die Zahlen in den auto- und menschenleeren Raum zurück. Die präzise Kameraeinstellung Parkhaus 104-747 zeigt ihre Person in den immer gleichen Etagen kleiner und größer werden. In Hoffnungsträger projizieren Marie Neumann und Laura Stach auf die Fassade der mittleren Hochhausscheibe im werbeüblichen Großleinwandformat einen 30-minütigen Film über den Bau eines Kartenhauses, das immer wieder einzubrechen droht und als Sisyphusarbeit erscheint. Innerhalb der Projektion entsprechen sich die Spielkarten und die Plattengröße proportional und stellen auf eine humorvolle Weise die Analogie zu Aufbau und Zerfall her. In der Arbeit Trampelpfade – Auf den Spuren Halle-Neustadts bestreute Kristina Kramer die von ihr entdeckten Schleichwege mit fremdartig wirkendem Pulver. Die intuitive „Gestaltung“ beschreibt sie wie folgt: „Das Geheimnisvolle der Trampelpfade liegt unter anderem darin, dass voneinander unabhängige BewohnerInnen zunächst individuelle, nicht vorgesehene Abkürzungen nehmen und so mit der Zeit durch kollektives Nachahmen Trampelpfade entstehen. Dem Zauberhaften liegt zugleich etwas Anonymes wie auch Vertrautes und Verbindendes zugrunde. Das farbige Pulver auf den Wegen macht eine einzelne Begehung sichtbar und erinnert daran, dass jeder Mensch eine Spur hinterlässt, die zunächst unsichtbar bleibt und nur mit der Zeit und der Vielzahl an Begehungen auf scheinbar magische Weise einen Trampelpfad entstehen lässt.“ Lea Bruns folgt einer Hausfassade und testet die Möglichkeit, diese körperlich zu begreifen. In Fassadenlauf oder 385 Meter unternimmt sie den Versuch, das längste Wohnhaus der DDR (‚Block 10‘) zu umfassen. Man sieht, wie sie ihren Körper an das für 2.500 Bewohner angelegte Gebäude anschmiegt. Konzeptionell als eine Umarmung angelegt, wird jedoch eine reptilienartige, körperuntypische Bewegungsformation sichtbar. Der Abrieb des Körpers ist an der überdimensionalen Masse hörbar. Das dabei erzeugte Geräusch steht im Kontrast zur privaten Geräuschkulisse der Wohnanlage. Die Arbeit von Matthias Schützelt bezieht sich auch auf eine geschlossen angelegte Wohneinheit. Er implantiert eine in ihre Einzelteile zerstückelte Textpassage aus dem Buch Der geteilte Himmel von Christa Wolf in die inzwischen verwaisten Klingelschilder des vom Leerstand geprägten ehemaligen Block 167, Aufgang 2. Die Namen der Bewohner können als Teil dieser Prosa oder aber als Namen neu Hinzugezogener gelesen werden. Die zugleich poetische und minimalistische Arbeit eröffnet einen neuen Horizont des Möglichen zur Überwindung von Gegenwärtigem. Mit einem anderen Verschlüsselungsprinzip agiert Sara Marienfeld entlang der Fußgängerpassage. In Geheimnisse setzt sie eigene Botschaften mittels einer von ihr erfundenen Geheimschrift den Blicken der Passanten aus. Die Schriftblöcke wirken wie ein Manifest oder ein Bekenntnis. Von allen Seiten einsehbar bleibt der Code jedoch verborgen und trotzt dem für Observation prädestinierten Stadtraum. Eine weitere künstlerische Arbeit von Thomas Kirchner, Unten und Oben, reiht sich im Sinne einer Aufmerksamkeitsstudie in den Lebensalltag ein. Um den Anschein von Rechtmäßigkeit des Eindringens in ein fremdes Gebäude zu erzeugen, werden geladene Gäste des Spazierganges zwischen „unten auf der Straße“ und „oben auf dem Dach“ mit leuchtenden Warnwesten ausgestattet. Barrierefreies Gleiten zwischen privaten und öffentlichen Boden- und Luftraum relativiert die Dimension der Planstadt. Das konkrete Agieren im Raum und die Vorstellung von Raum wechselten sich in der künstlerischen Auseinandersetzung ab. Das Spezifische von Halle-Neustadt wird an den Grenzen des Sichtbaren erlebbar gemacht. Über das Wechselspiel der „Vorstellung von“ und dem direkten „Vollzug in“ wird versucht, die Besonderheit der Stadt wie eine atmosphärisch aufgeladene Bestandsaufnahme zu fassen, so dass die Vorstellung von Halle-Neustadt eine Krümmung erfährt und das Morgen schon früher längs war.
Dieser Text ist erschienen in: „Wie wollen wir leben. 50 Jahre Halle-Neustadt“, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, 2014
[1] Der Titel zu dem Text ist im Rahmen der Klassenausstellung „per faltung ins gebiet“ von Studierenden der Klasse erfunden. [2] „Körper- und Raumkonzepte“ bildet einen Bereich der künstlerischen Praxis, den ich in den kunstpädagogischen Studiengängen der Burg Giebichenstein entwickelte und unterrichte. Er führt die Studierenden an architektonische, soziale und kommunikative Felder des öffentlichen Raumes heran und erprobt künstlerisches Arbeiten durch performatives Handeln. [3] Aus dem Konzept von Martin Nachbar, Email vom 6.9.2014 [4] Aus dem Logbuch von Alfonso Rituerto vom 15.9.2014
Anne Nemack - Farbe
Bei einer Ortsbegehung wirkte die Tristesse der Betonbauten und der große Leerstand sehr eindringlich auf mich. Es schien, als würde das Leben diesen Ort allmählich verlassen. Ich dachte an einen Versuch der Wiederbelebung durch Farbe, so wie sie mich persönlich erhellt.
Ich betrachte mein Werk, es wirkt verloren, geht unter in einer Masse aus Beton; grau nimmt überhand. Und vielleicht erzeugt es doch ein kleinen Moment der Freude, wenn man es entdeckt?! Mit meiner Aktion stoße ich auch auf Widerstand, der mich berechtigterweise mit der Frage konfrontiert, wie subjektiv mein Empfinden ist. Gleichzeitig lässt sich die Assoziation mit einer Aussage aus der NS-Zeit kaum vermeiden. Damit wird meine Aussage zum Dogma, das dazu anregt die Antwort auf die Frage 'Rettet Farbe vor der Tristesse?' individuell zu erörtern.
Ich betrachte mein Werk, es wirkt verloren, geht unter in einer Masse aus Beton; grau nimmt überhand. Und vielleicht erzeugt es doch ein kleinen Moment der Freude, wenn man es entdeckt?! Mit meiner Aktion stoße ich auch auf Widerstand, der mich berechtigterweise mit der Frage konfrontiert, wie subjektiv mein Empfinden ist. Gleichzeitig lässt sich die Assoziation mit einer Aussage aus der NS-Zeit kaum vermeiden. Damit wird meine Aussage zum Dogma, das dazu anregt die Antwort auf die Frage 'Rettet Farbe vor der Tristesse?' individuell zu erörtern.
Kristina Kramer - Trampelpfade
Trampelpfade haben etwas Praktisches, aber auch etwas Geheimnisvolles. Als Besucher Halle-Neustadts kann man sich auf die Spuren der BewohnerInnen begeben. Es sind fremde und geheimnisvolle, aber auch vertraute Spuren. Man erschließt sich die Bewegungen der BewohnerInnen durch das Verfolgen ihrer Schleichwege. Mit dem Begehen der Trampelpfade trägt man selbst zur Verfestigung der Wege bei. Das Geheimnisvolle der Trampelpfade liegt unter anderem darin, dass voneinander unabhängige BewohnerInnen zunächst individuelle, nicht vorgesehene Abkürzungen nehmen und so mit der Zeit durch kollektives Nachahmen Trampelpfade entstehen. Dem Zauberhaften liegt zugleich etwas Anonymes, aber auch Vertrautes und Verbindendes zugrunde. Das farbige Pulver auf den Wegen macht eine einzelne Begehung sichtbar. Es bricht einerseits damit und erinnert andererseits daran, dass jeder Mensch eine Spur hinterlässt, die zunächst unsichtbar bleibt und nur mit der Zeit und der Vielzahl an Begehungen auf scheinbar magische Weise einen Trampelpfad entstehen lässt. Die Magie des Alltags wird in unausgesprochener Übereinkunft der Menschen sichtbar.
Lea Bruns - Fassadenlauf / 385 Meter
Das längste Wohnhaus der DDR, der 'Block 10' in Halle Neustadt, angelegt für 2500 BewohnerInnen, wird in seinem Ausmaß, seinem gleichförmigen Aufbau und der Beschaffenheit der Fassade durch Körperkontakt und Umrundung begriffen und realisiert.
Der Körper passt sich - entlang der 385 Meter langen Fassade - den vorgegebenen Strukturen an. Die Bewegung wird durch die Architektur gelenkt.
Von außen als eine Umarmung wahrgenommen, oder als die organische Schlängel- und Kriech-Bewegung eines Insekts, entsteht im Erleben - durch den unmöglichen Versuch in die Fassade einzutauchen - eine fast schmerzhafte Nähe. Das dadurch erzeugte Geräusch, das Reiben der Textilien und des Körpers auf den Platten und den Metallverstrebungen, mischt sich - so wie der Körper selbst - unter das alltäglichen Treibens in einer Wohnanlage.
Der Körper passt sich - entlang der 385 Meter langen Fassade - den vorgegebenen Strukturen an. Die Bewegung wird durch die Architektur gelenkt.
Von außen als eine Umarmung wahrgenommen, oder als die organische Schlängel- und Kriech-Bewegung eines Insekts, entsteht im Erleben - durch den unmöglichen Versuch in die Fassade einzutauchen - eine fast schmerzhafte Nähe. Das dadurch erzeugte Geräusch, das Reiben der Textilien und des Körpers auf den Platten und den Metallverstrebungen, mischt sich - so wie der Körper selbst - unter das alltäglichen Treibens in einer Wohnanlage.
Matthias Schützelt - 162/2
Verwaiste Klingelschilder spiegeln den Leerstand in den Wohnungen wider. Die entstandenen Lücken werden mit Prosa ergänzt.
Verlassen und Ankommen, die Schnittstelle zwischen innen und außen wird zum Ort der Arbeit.
Eine Passage aus »Der geteilte Himmel« von Christa Wolf nimmt den frei gewordenen Raum ein, für die Weggezogenen. Und ist gedacht für die, die noch geblieben sind im ehemaligen Block 167, Aufgang 2.
Verlassen und Ankommen, die Schnittstelle zwischen innen und außen wird zum Ort der Arbeit.
Eine Passage aus »Der geteilte Himmel« von Christa Wolf nimmt den frei gewordenen Raum ein, für die Weggezogenen. Und ist gedacht für die, die noch geblieben sind im ehemaligen Block 167, Aufgang 2.
Sara Marienfeld - Geheimnisse
Entlang der Fußgängerpassage in Halle Neustadt habe ich Geheimnisse in einer Geheimschrift, die immer dem gleichen Verschlüsselungsprinzip gefolgt ist, auf den Boden geschrieben.
Ich habe Orte gesucht, wo die Blicke von Passanten aus Routine hinfallen, z.B. auf Treppenstufen oder vor Geschäften. In einem weiteren Schritt habe ich ein Geheimnis auf das oberste Deck eines Parkhauses geschrieben, das von zwei Hochhäusern umgeben ist. Hier war das von oben Sehen, die Aufsicht, das Bühnenhafte wichtig.
Die vorbeigehenden Menschen haben oft mit Irritation und Neugierde reagiert. Ich wurde gefragt, was ich da schreibe und in welcher Sprache.
Ich habe Orte gesucht, wo die Blicke von Passanten aus Routine hinfallen, z.B. auf Treppenstufen oder vor Geschäften. In einem weiteren Schritt habe ich ein Geheimnis auf das oberste Deck eines Parkhauses geschrieben, das von zwei Hochhäusern umgeben ist. Hier war das von oben Sehen, die Aufsicht, das Bühnenhafte wichtig.
Die vorbeigehenden Menschen haben oft mit Irritation und Neugierde reagiert. Ich wurde gefragt, was ich da schreibe und in welcher Sprache.
Thomas Kirchner - Unten und Oben
Ich habe zu einem Spaziergang eingeladen. Ein Gang dessen Aufmerksamkeit sich zunächst „nach unten“ auf die Asphalt, Schotter- und Grünflächen der nördlichen Neustadt richtete. Jeder Teilnehmende steckte dabei eine auf dem Boden gefundene Kleinigkeit in die Hosentasche.
Im Anschluss führte ich die Gruppe durch das Innere eines der zwölfgeschossigen Wohnhäuser der Lise-Meitner-Straße direkt auf dessen Dach. Die Blicke befreiten sich nun „nach oben“ und in die Ferne. Der Bezug zu den anderen Stadtteilen, sowie die angrenzende Weitläufigkeit des Heidewaldes wurde erfahrbar, die Dimension von Neustadt greifbar. Nicht unbemerkt von den Nachbarn der umgebenden Wohnblöcke sorgte das Tragen von leuchtenden Warnwesten für den nötigen Anschein von Rechtmäßigkeit und dadurch für ein ungestörtes gemeinsames Erleben dieses Spazierganges.
Als Zeugen unseres verbotenen Besuchs hinterließen wir auf dem Dach die eben noch auf dem Boden liegenden Hinterlassenschaften der Anwohner.
Im Anschluss führte ich die Gruppe durch das Innere eines der zwölfgeschossigen Wohnhäuser der Lise-Meitner-Straße direkt auf dessen Dach. Die Blicke befreiten sich nun „nach oben“ und in die Ferne. Der Bezug zu den anderen Stadtteilen, sowie die angrenzende Weitläufigkeit des Heidewaldes wurde erfahrbar, die Dimension von Neustadt greifbar. Nicht unbemerkt von den Nachbarn der umgebenden Wohnblöcke sorgte das Tragen von leuchtenden Warnwesten für den nötigen Anschein von Rechtmäßigkeit und dadurch für ein ungestörtes gemeinsames Erleben dieses Spazierganges.
Als Zeugen unseres verbotenen Besuchs hinterließen wir auf dem Dach die eben noch auf dem Boden liegenden Hinterlassenschaften der Anwohner.
M. Neumann, L. Stach - Hoffnungsträger
Das auf die Fassade der mittleren „Scheibe“ projizierte Kartenhaus greift den Modellcharakter der Planstadt auf, in deren Atmosphäre Aufbau und Verfall deutlich spürbar sind. Dabei wird die vollständige Errichtung des Kartenhauses nie ganz erreicht, wodurch der Betrachter einer Sisyphos-Arbeit beiwohnen muss. Das Kartenhaus nimmt die architektonischen Elemente des Gebäudes auf und belebt es mit neuen „Wohnungen“ wieder. Die Projektion kann zudem von vielen gänzlich verschiedenen Standpunkten der Neustadt und von Halle aus gesehen werden.
Yommana Klüber - Betontauben
Auf dem Deck eines Parkhauses in Halle Neustadt, das von Hochhäusern vollkommen umschlossen ist, verbrachte ich einen Tag und sammelte meine Eindrücke des Ortes. Dabei entstand eine Konstruktion aus Gedanken und Assoziationen, die sich in einer Fantasievorstellung des Parkdecks als Ort der ursprünglichen Natur zuspitzte.
Bei der lyrischen Ortsbegehung ging ich rückwärts auf dem obersten Parkdeck, während die Zuhörer_innen mir als Gruppe langsam folgten.
Bei der lyrischen Ortsbegehung ging ich rückwärts auf dem obersten Parkdeck, während die Zuhörer_innen mir als Gruppe langsam folgten.